Bedeutung von Hemmstoffen in der Milch

Milch hat als be­deu­ten­des Grund­nah­rungs­mit­tel seit je­her das Image, wert­voll, ge­sund und un­be­las­tet zu sein. Die Milch­qua­li­tät konn­te in den letz­ten Jah­ren auf ein her­vor­ra­gen­des Ni­veau an­ge­ho­ben und ge­hal­ten wer­den. Eben­so wur­den bei der Eu­ter­ge­sund­heit der Milch­kü­he ent­schei­den­de Fort­schrit­te erzielt. Trotz­dem ist eine Eu­ter­ent­zün­dung nicht aus­ge­schlos­sen und muss aus Tier­schutz­grün­den fach­ge­recht be­han­delt wer­den. Hier­bei wer­den un­ter an­de­rem An­ti­bio­ti­ka ein­ge­setzt, die zu Rück­stän­den in der Milch füh­ren kön­nen, wenn nicht die ent­spre­chen­den Vor­sichts­maß­nah­men be­ach­tet wer­den.

Sol­che Rück­stän­de müs­sen nicht nur aus Sicht des Ver­brau­cher­schut­zes ver­mie­den wer­den, son­dern es ent­ste­hen der Milch­wirt­schaft durch Hemm­stof­fe in der Ver­ar­bei­tungs­milch auch enor­me wirt­schaft­li­che Schä­den auf­grund von Pro­duk­ti­ons­stö­run­gen, die bis hin zum völ­li­gen Pro­duk­ti­ons­aus­fall ge­hen kön­nen.

Für den Ver­brau­cher be­steht die Ge­fahr in der phar­ma­ko­lo­gi­schen, re­sis­tenz­bil­den­den und all­er­ge­nen Wir­kung die­ser Stof­fe.

Die Rohmilchgüteverordnung (RohmilchGütV) re­gelt die Mindestanforderungen für Testsysteme zur rou­ti­ne­mä­ßi­gen Un­ter­su­chung (mind. 4 / Monat) der An­lie­fe­rungs­milch an die Mol­ke­rei. Zusätzlich wird im Rahmen der Wareneingangskontrolle jede Milchanlieferung mit definierten Testsystemen geprüft. Bei dem Nach­weis von Hemm­stof­fen (unabhängig von Substanz und Konzentration) ist je po­si­ti­vem Un­ter­su­chungs­er­geb­nis des Mo­nats der Aus­zah­lungs­preis des Verursachers um mindestens 3 ct/​kg An­lie­fe­rungs­milch des ge­sam­ten Mo­nats zu kür­zen ist.

Ein positives Ergebnis…

  • ... ist nicht geeignet um das Vorhandensein von Antiinfektiva in Milch unter Berücksichtigung der MRLs (Höchstmengen) gemäß der Verordnung (EU) 37/2010 nachzuweisen.
  • ... begründet den Verdacht auf Überschreitung eines MRL und ist daher meldepflichtig (nationale Kontrollregelung)
  • ... im Wareneingang, führt zur Entsorgung der Milch und erfordert eine Verursacherfeststellung

 

Für verantwortungsbewusste Milchproduzenten ist es eine Selbstverständlichkeit, alles zu unternehmen, damit keine Hemmstoffrückstände in die Anlieferungsmilch gelangen.

 

Untersuchungmethode

DSM Delvotest T (2021-03) | Untersuchung von Lebensmitteln - Nachweis von Hemmstoffen in Milch - Agar-Diffusionsverfahren mit Bacillus stearothermophilus (pH-Indikator-Test)


Begriffsdefinition:
Eine Pro­be ent­hält Hemm­stof­fe, wenn sie nach dem fest­ge­leg­ten Ver­fah­ren das Wachs­tum des Test­keims hemmt und so­mit den zu­ge­setz­ten blau­en pH-Indikator-Farbstoff im Vergleich zu einem Negativstandard nicht vollständig in die gelbe Phase überführt.

Hemm­stof­fe sind im wei­tes­ten Sin­ne alle Sub­stan­zen, die auf das Wachs­tum von Mi­kro­or­ga­nis­men und Le­be­we­sen hem­mend oder ab­tö­tend wir­ken. Da­bei kann es sich bei­spiels­wei­se um Tier­arz­nei­mit­tel, Fut­ter­mit­tel­in­halts­stof­fe, Rei­ni­gungs- und Des­in­fek­ti­ons­mit­tel oder milchoriginäre Hemmstoffe han­deln.

 

Erläuterungen zum IfM Prüfbericht

Hemmstoffbewertung:

Das gültige Ergebnis gemäß § 17 der RohmilchGütV in der aktuellen Fassung

pH-Wert:

Die Ermittlung des pH-Wertes dient zur Feststellung der Eignung der Probe zur Hemmstoffuntersuchung.

Grobdifferenzierung:

Hier wird in Textform zusammenfassend das Ergebnis der weitergehenden Untersuchungen dargestellt.

Hemmstoff:

positiv = eindeutige Hemmung des vorgegebenen Testsystems (siehe Methode)

negativ = keine Hemmstoffe nachweisbar

mit Penicillinase:

positiv = Durch die Zugabe von Penicillinase ließ sich der Hemmstoff nicht inaktivieren.

negativ = Der Hemmstoff wurde inaktiviert, es handelt sich um Penicillinase empfindliche Stoffe

mit 4-Amino-Benzoesäure:

positiv = Durch die Zugabe von Para-Aminobenzoesäure ergab sich keine Veränderung.

negativ = Durch die Zugabe konnte die Wirkung von Sulfonamiden auf den Folsäurestoffwechsel der Testmikroorganismen umgangen werden. Es handelt sich daher um Sulfonamide.

ß-Laktam Antibiotika:

Testergebnis eines spezifischen Schnelltestsystems zum Nachweis von ß-Laktam Antibiotika (die Nachweisspektren des Hemmstofftests und des Schnelltests sind nicht identisch)

Cephalexin:

Testergebnis eines spezifischen Schnelltestsystems zum Nachweis von Cephalexin (die Nachweisspektren des Hemmstofftests und des Schnelltests sind nicht identisch)

Tetracyclin:

Testergebnis eines spezifischen Schnelltestsystems zum Nachweis von Tetracyclin (die Nachweisspektren des Hemmstofftests und des Schnelltests sind nicht identisch)

Verdünnungsstufen:

Die Originalprobe wird mit negativer Milch verdünnt und mit dem Hemmstofftest untersucht. Dargestellt ist bis zu welcher Verdünnungsstufe ein positives Ergebnis erhalten werden kann, bzw. ab welcher Verdünnung ein negatives Ergebnis erhalten wird. Die mögliche Konzentration des Hemmstoffes ergibt sich als Mittelwert zwischen der letzten positiven und der ersten negativen Verdünnungsstufe. Die Untersuchungsergebnisse sind nicht geeignet um das Vorhandensein von Antiinfektiva in Milch unter Berücksichtigung der MRLs (Höchstmengen) gemäß der Verordnung (EU) 37/2010 nachzuweisen.

 

originäre Hemmstoffe

z.B. Imunogloboline, Lysozym und Laktoferrin

Bei der Milchproduktion im Euter werden von der Kuh (speziell in den ersten Tagen nach dem Kalben) vermehrt Stoffe gebildet und ausgeschieden die in der Lage sind das Immunsystem des Kalbes zu unterstützen und zu stärken. Diese Stoffe haben eine antibakterielle Wirkung, die in einem Hemmstofftest (biologischer Test) zu einem positiven Ergebnis führen kann. Kolostrum / Biestmilch (erste 5 Tage) ist im biologischen Hemmstofftest (entsprechend der Milchgüteverordnung) in der Regel eher positiv.

Bei einzelnen Tieren kann das Vorhandensein von originären Hemmstoffen in der Laktation auf ein massives Fütterungsproblem, speziell zu Beginn der Laktation in Verbindung mit sehr hoher Leistung, hindeuten.

Die Konzentration der Substanzen kann in der Milch von an Mastitis erkrankten Tieren erhöht sein. Milch aus stark entzündeten Eutervierteln ((Zellzahl >1 Mill/ml) die ohnehin ungenießbar ist und nicht abgeliefert werden darf) kann im Hemmstofftest positiv reagieren.

Unterscheidung "zugesetzte" Hemmstoffe / originäre Hemmstoffe: Durch eine Erhitzung der Probe für ca. 2-10 Minuten auf 82°C lassen sich die originären Hemmstoffe inaktivieren.

Tankmilch von stoffwechselgesunden Kühen ohne Euterentzündung reagiert im Hemmstofftest eindeutig negativ.